Podcasts sind laut Wikipedia Radiosendungen, die sich unabhängig von Sendezeiten konsumieren lassen. Praktisch schaufelt man sich Geschwafel in Datei-Form auf einen Datenträger, um es bei Zug- oder Autofahrten anzuhören. Spannender als die Schnulzenschleifen der meisten Rundfunksender ist so ein Podcast allemal, kann man sich doch ein Thema wählen, das interessiert.
Vor einigen Jahren war ich für den ersten deutschsprachigen Spielezeitschriften-Podcast verantwortlich. Seitdem habe ich ab und an als Gast bei solchen Hör-Erlebnissen mitgewirkt – vergangenes Jahr etwa bei dem Wunderlampe-Podcast oder an Halloween bei dem Film-Podcast „Von der Rolle“ meines ehemaligen Kollegen Bernd Holtmann. Im November haben nun Retro-Hunter-Moderator Sven Vößing, Familienvater Jochen Peters, Spiele-Entwickler Nadim Affani und ich den Zockersalat-Podcast ins Leben gerufen. Wir unterhalten uns per Skype-Konferenz über Videospiele und stellen das geschnittene Ergebnis als Podcast ins Netz. Alle zwei Wochen. So lautet zumindest unser selbstgestecktes Ziel. Gestern ist bereits die vierte Folge erschienen. Mit Downloads im deutlich fünfstelligen Bereich und hohen Platzierungen bei iTunes scheint das Konzept eines unabhängigen, frei von Werbepartnern finanzierten Podcasts aufzugehen. Vielleicht wird es Zeit für mich, meine Musikanlage im Auto auf Vordermann bringen zu lassen.
• 29.12.2010 – Weihnachtsgrüße der alten Schule
Vielen Dank an alle lieben Menschen und Firmen, die mir dieses Jahr Weihnachtskarten geschickt haben. Besonders möchte ich mich bei Stephan Singer für seinen handgeschriebenen Gruß bedanken.
Stephan ist laut eigenen Angaben der „ehemalig treueste PC-Action-Leser“ und tatsächlich erinnere ich mich an einige seiner früheren Zuschriften. Es hat mich wirklich überrascht, mal wieder Leserpost in Form einer Postkarte aus dem Briefkasten zu fischen. Deine Grüße an Ralle Wollner richte ich gerne aus und vielen Dank für dein Lob. Ich hoffe, du hattest ein frohes Weihnachtsfest, Stephan, und ich wünsche dir hiermit ebenfalls einen reibungslosen Übertritt in das neue Jahr!
• 14.12.2010 – Ausverkauft
„Sehr geehrter Herr Hesse, ich suche seit Wochen verzweifelt nach der zweiten Ausgabe der PCA-Kocht-DVD. Sie ist leider vergriffen.“ – diese Mail hat mich vor ein paar Tagen erreicht. Und tatsächlich: „Verfügbarkeit: Ausverkauft“ steht da in roten Buchstaben auf der Verlags-Webseite.
Die DVD PC Action kocht Volume 2 war mein letztes Werk, das ich Ende 2008 unter der Flagge von PC Action produziert habe. 284 Minuten beste Koch-Unterhaltung, inklusive mittlerweile zu Klassikern gewordenen Beiträgen wie Biochick, Need for Cheese: Pro Soup, Kochdings oder unserem Rundgang auf der Spielemesse Games Convention in Leipzig. Dem Projekt standen damals einige Personen aus der Führungsriege skeptisch gegenüber, gerettet hat es der unglaubliche Rückhalt bei den Zuschauern.
So viele Briefe wie zu dieser Sendung gab es noch nie und auch die Abo-Abteilung bat darum, unbedingt eine zweite DVD zu produzieren, da die erste damals die Top-Abo-Prämie war. Und so falsch kann das nicht gewesen sein, wenn die DVD nun vergriffen ist und immer noch Nachfrage besteht. "Ich habe auch schon im Trödelmarkt des PCA-Forums mein Glück versucht, nur scheint keiner die DVDs herzugeben“, geht die eingangs erwähnte Mail weiter. Ich selbst besitze auch nur mein persönliches Exemplar, aber ich drücke ganz fest die Daumen.
• 28.11.2010 – Verkaufsfördernde Maßnahmen
„Ein solch komplexes Abenteuer […] habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ach was: Ich habe es noch nie erlebt!“, steht als Pressezitat in einer aktuellen Werbeanzeige. Es stammt aus meinem bei Eurogamer veröffentlichten Test von Rollenspiel Two Worlds 2. Ich freue mich immer, wenn ich einen meiner Sätze auf Spieleschachteln oder Werbeanzeigen wieder finde. Das bedeutet nämlich in der Regel, dass ich über ein gelungenes Spiel berichten durfte.
Verona Pooth, Thomas Gottschalk oder Michael Ballack kassieren Millionen, wenn ein Produkt mit ihren Aussagen wirbt. Tester von Spielen hingegen bekommen dafür kein Geld. Meist bleiben sie sogar anonym. Bloß der Name der Zeitschrift, für die sie schreiben, steht daneben. Mitunter noch nicht einmal das. In einem Kaufhaus stand ich vor Jahren vor einem lebensgroßen Pappaufsteller zum Actionspiel Max Payne. Darauf prangte ein Zitat aus einem PC-Action-Artikel von mir. Als Quelle hatte Hersteller Take 2 das Schwestermagazin PC Games angegeben. „Eine Verwechslung“, erklärte man mir damals auf Anfrage. Dass die verkaufte Auflage der PC Games deutlich höher und deren Logo demzufolge verkaufsfördernder ausfiel, war bestimmt nur ein Zufall.
• 26.11.2010 – Klassische Musik
Mehr als 11 Millionen CDs hat laut Wikipedia die amerikanische Metal-Band Disturbed bisher verkauft. Die Lieder „Down with the sickness“ oder „Ten thousand fists“ kennt wohl jeder, der nicht nur Bayern 1 im Radio hört. Bei mir hat die Gruppe spätestens einen Stein im Brett, seit sie für den bei einem Auftritt erschossenen Pantera-Gitarristen Dimebag Darell ein Benefizkonzert gespielt haben, um dessen Beerdigung zu finanzieren.
In München rockte die Band nun zusammen mit Papa Roach („Last Resort“) Donnerstagnacht die Zenith-Halle. Ein kurzer, aber guter Auftritt. Nach dem Konzert konnte ich noch Bassist John Moyer vor dem Tour-Bus die Hand drücken – entgegen der landläufigen Meinung über Bassisten ein sympathischer Mensch.
• 17.11.2010 – Im Rachen des Drachen
Entwicklerbesuche führen mich manchmal zu exotischen Orten. Brno zählt nicht unbedingt dazu. Dafür wogt neben Nebel historisches Flair durch die Kopfsteinpflasterstraßen der mit knapp 400.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Tschechiens. Seit dem 17. Jahrhundert ist Brünn (so der deutsche Name von Brno) das Zentrum Mährens. Davon zeugen zahlreiche Statuen und Figuren.
Besonders stolz sind die Einwohner auf ihren Drachen, um den sich diverse Sagen ranken. Sein Abbild hängt an der Decke des Eingangs zum alten Rathaus der Stadt. Dass die angebliche Drachen-Figur jedoch wie ein großes Krokodil aussieht, sollte man aber keinesfalls laut aussprechen – die Brünner sind angeblich bereit, die Ehre des Reptils mit ihrem Leben zu verteidigen. Einen Vorgeschmack davon bekommt man bei der Fotowand, die im Hof des Rathauses steht. Ein Besuch in Brünn lohnt sich auf jeden Fall und der November-Nebel vor Ort passt perfekt zu dem Spiel, das ich mir dort als einziger deutscher Journalist ansehen durfte.
• 4.11.2010 – Bio-Ware
Wäre Michael Jackson noch am Leben, er würde heute vermutlich immer noch in der O2 Arena im Osten Londons auf seiner „This is it“-Tournee spielen. Stattdessen zog ich durch die Hallen, unterwegs zum sogenannten „EA November Showcase 2010“. Dort zeigte Spiele-Hersteller Electronic Arts in einer angemieteten Discothek einigen Journalisten und Händlern seine kommende Produktpalette.
Ein angenehmer Termin, den ich seit einigen Jahren sehr gerne wahrnehme. Denn anders als bei Spielemessen hat man dabei in der Tat die Chance, kommende Werke selbst auszuprobieren und sich dabei relativ ungestört mit den Verantwortlichen auszutauschen. Mit Dr. Greg Zeschuk (links) und Dr. Ray Muzyka hatte ich mich zur Sicherheit vorher verabredet. Die beiden Gründer des Entwickler-Studios Bioware (Baldur's Gate) finden nur selten Zeit für ungezwungene Gespräche. Ihren Superstar-Status in der Spielebranche sieht man den nüchtern wirkenden Ex-Medizinern nicht an. Meine Frage, ob man sich auch in Zukunft solche Mammut-Projekte wie aktuell Star Wars: Knights of the Old Republic oder Dragon Age 2 noch leisten könne, beantwortet Muzyka zurückhaltend: „Wir überlegen uns bei jedem Spiel aufs Neue, welches Publikum wir damit erreichen wollen, wer das Spiel kaufen soll und was wir anstellen müssen, damit das eintritt und das Spiel unseren Ansprüchen genügt.“
• 12.10.2010 – Ente gut, alles gut
Manchmal, da bin auch ich einfach nur Fan. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ich freiwillig zweieinhalb Stunden Schlange stehe für einen kurzen Plausch und ein Bild. Der Mann für den ich mich heute in einem Nürnberger Comic-Laden anstellte, heißt Gioachino Don Hugo Rosa und zeichnet Enten. Der 59-Jährige mit dem schütteren Haar gilt als populärster noch lebender Comic-Künstler, gewann bereits zwei Mal den Eisner Award und bringt als Don Rosa die einst von Disney erschaffene Familie Duck aus Entenhausen zu Papier. Vermutlich nicht nur für mich ist er der geistige Erbe des legendären Carl Barks. Seinen Bildern sieht man die Liebe zum Detail an, die ich bei anderen Zeichnern oft vermisse.
Ich habe mir heute einen zufriedenen Dagobert Duck (im Original Scrooge McDuck) in mein Comic-Buch „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“ zeichnen lassen. „Für Jo“ hat Rosa dazugeschrieben. Vielen Dank!
• 5.10.2010 – An der Bar mit Duke Nukem
Es gibt sie, die Momente, die in die Spielgeschichte eingehen. Heute könnte einer gewesen sein. Während halb München am letzten Tag des diesjährigen Oktoberfests für einen neuen Bierkonsum-Rekord kämpft, zeigt ein amerikanischer Entwickler in einer kleinen Bar im Osten der Stadt ein Spiel, das es gar nicht geben dürfte.
„Dein T-Shirt gefällt mir!“, begrüßt mich Randy Pitchford bereits an der Tür. Der 39-Jährige leitet das texanische Entwicklerstudio Gearbox Software. Eine halbe Stunde später hatte ich die passende Antwort parat: „Dein Spiel gefällt mir!“ Denn heute habe ich zwei Demo-Abschnitte des Ego-Shooters Duke Nukem Forever Probe gespielt. Ganz genau: Das Duke Nukem Forever, das seine ursprünglichen Entwickler 3D Realms vor 13 Jahren angekündigt hatten, das jeder Action-Liebhaber sehnlichst erwartet hat und das seitdem zur tragischen Figur der Computer- und Videospielgeschichte mutiert ist. Jeder Spielezeitschriften-Leser hat vermutlich schon einmal einen Witz über den Duke gehört. Mein Lieblings-Scherz war es, als Erscheinungstermin Winter 2666 anzugeben. Denn dass Duke Nukem Forever tatsächlich kommt, damit konnte keiner mehr rechnen. Besonders nachdem 3D Realms vergangenes Jahr den Geschäftsbetrieb aus finanziellen Gründen einstellen musste.
Nun soll es tatsächlich passieren. 2011. Ein Datum steht noch nicht fest. Als Entwicklungshelfer fungiert Gearbox, wo inzwischen die halbe Belegschaft von 3D Realms arbeitet. Was Randy Pitchford dazu getrieben hat, ausgerechnet Duke Nukem Forever fertig stellen zu wollen, und was ich bisher im Spiel erlebt habe, verrate ich demnächst bei AreaGames.de.
• 20.9.2010 – Hauptsache kein Einheitsbrei
Gestern habe ich wieder für die hungrige Meute eines Foren-Treffens gekocht. Es gab ein speziell von mir entwickeltes Chili con Carne (C³) in zwei Varianten: für Mädchen und für Männer. Als Hauptzutat fungierten vor allen Dingen gut abgehangene Chili-Schoten – vor 500 Jahren wäre ich dafür vermutlich als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Geschmeckt hat es selbstverständlich, obwohl ich einen Gast dabei beobachtet habe, wie er versucht hat, das Gericht mit etwas Tabasco abzulöschen.
Das Ganze hat mich an meine Kochsendung „PC Action kocht“ mit Ralph Wollner erinnert, die wir von 2006 bis 2008 jeden Monat gedreht hatten. Die Resonanz auf die mit Klamauk gepfefferte Show hat mich damals selbst überrascht, auch heute bekomme ich noch regelmäßig E-Mails ehemaliger Zuschauer mit Danksagungen. Neulich habe ich gar diesen Eintrag im Blog "Zypressen Allee" entdeckt: „In einem höchstprofessionellen Verfahren haben wir die praxistauglichste und unterhaltsamste Kochsendung gekürt, Tim Mälzer und Co. haben gegen den ungekrönten König Biolek natürlich keine Chance. Unerwarteterweise für vermutlich die meisten wird aber sogar er übertrumpft, vom grandiosen Duo Jo Hesse & Ralph Wollner."
Gerne würde ich alle Anhänger der kulinarischen Unterhaltung mit einer neuen Koch-Show zufrieden stellen. Mit der Webseite http://www.diewichtigstezutat.de hatte ich sogar schon einen ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Allerdings fehlt noch ein passender Förderer, der die Produktion mitfinanziert. Eine humorvolle Internet-Seite oder ein Fernsehsender wären optimal. Zeit für eine aktive Suche fehlt mir aktuell. Falls sich jemand angesprochen fühlt und mit einem erfahrenen Video- und Koch-Team den nächsten medialen Meilenstein ins Rollen bringen möchte, darf er mich gerne kontaktieren.
• 15.9.2010 – Sonne, Strand und Zombies
In den 1980er-Jahren bis Mitte der 1990er-Jahre galten Spielhallen als Mekka für Videospieler. Hier durften Spieler einen Blick auf die Zukunft kommender Heimkonsolen-Software werfen.
In Deutschland fristeten die Bildschirmspielgeräte aufgrund des restriktiven Jugendschutzgesetzes und steuerlicher Stolpersteine allerdings ihr Dasein in rauchigen Kneipen, Spielotheken und Rummelplätzen. Doch mittlerweile findet man selbst in den früheren Automaten-Metropolen Japan und Nordamerika kaum noch sogenannte Arcade-Cabs. Die stehen stattdessen offenbar auf der spanischen Insel Mallorca. Im Badeort Cala Millor habe ich sogar seltene Hardware wie Maschinenpistolen-Ballerei Beast Busters: Second Nightmare für das Hyper Neo Geo 64 entdeckt. Vor dem Strandbesuch ein paar Zombies mit virtuellem Blei voll zu pumpen, scheint nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.
• 22.8.2010 – Der Messe-Hesse
Seit einigen Jahren trifft sich die Prominenz der Spiele-Branche im Sommer in Deutschland. Zunächst in Leipzig auf der Spielemesse Games Convention, seit vergangenem Jahr in Köln bei der Gamescom. Diese Woche war ich mit Kameramann von Mittwoch bis Freitag unterwegs, um im Auftrag des Online-Magazins spieletipps.de jeden Tag eine Video-Reportage von der Messe zu produzieren. Das bedeutet: Tagsüber von Termin zu Termin eilen und bis spät in die Nacht die Aufnahmen zu einem Beitrag zusammenschneiden. Die Ergebnisse finden sich hier: 1, 2, 3, 4.
Spektakuläre Neuankündigungen fehlten dieses Jahr auf der Gamescom. Im nicht öffentlichen Bereich führte 2k immerhin Ego-Shooter Bioshock Infinity vor, auf einem Prototyp des neuen Nintendo -Handhelds 3DS durfte ich unter anderem Pilot Wings in 3D ausprobieren (der Effekt ist klasse). Microsofts Bewegungssteuerung Kinect hingegen hat mich persönlich nicht überzeugt; zu ungenau hat das Gerät auf meine Aktionen reagiert. Die für Sonys Konkurrenzprodukt Move gezeigten Spiele sind wohl auch eher für eine schnelle Runde vor dem Gang zur Party am Freitagabend gedacht.
Trotzdem war die Messe ein Erfolg. Wer sich von den langen Warteschlangen nicht abschrecken lässt, darf noch bis heute Abend alle möglichen Kracher wie Mafia 2, Crysis 2, Diablo 3, The Old Republic und so weiter ausprobieren. Und wer weiß, vielleicht erbarmt sich die Messeleitung ja auch im kommenden Jahr und richtet eine Halle nur für volljährige Besucher ein. So könnte man Besuchern Wartezeiten von bis zu vier Stunden für eine Partie mit ihrem 18er-Lieblingsspiel ersparen. Zum Abschluss grüße ich die Messegänger, die mich angesprochen, gelobt und/oder fotografiert haben. Sogar Anhänger von „PC Action kocht“ („Ich habe alle Folgen gesehen!“) und „Couchpotato“ („Wann kommt die nächste Couch?“), habe ich getroffen. Danke euch, ihr seid die Besten!
• 13.8.2010 - Rollentausch
Als Journalist rücke ich selbst eher selten ins mediale Interesse. Ich erinnere mich spontan an zwei Kurzauftritte im öffentlich rechtlichen Fernsehen und an ein Zeitschriften-Interview, das ich für meine damalige Band gegeben habe. Normalerweise bin ich es, der die Fragen stellt und meinen Gegenüber ein Mikrofon unter die Nase halte.
MTV GameOne hat nun den Spieß umgedreht und mir ein paar Fragen zu meiner Person und zur Spielebranche im Allgemeinen gestellt. Etwa wie ich zu meiner Stelle als Redakteur gekommen war oder wie sich sich die Branche seit meinem Einstieg verändert hat. Die gleichen Fragen richteten sich auch an andere Personen aus dem Spielejournalismus. Dabei ging es GameOne laut eigenen Angaben vor allem darum zu zeigen, dass es nicht einen bestimmten Weg in eine Spieleredaktion gibt. Stimmt das? Das Ergebnis steht auf www.gameone.de.
• 30.7.2010 - Retro ist modern
Abseits des Zwangs Entwicklungskosten und Werbe-Budgets in Millionenhöhe einspielen zu müssen, veröffentlicht eine Szene unabhängiger Spiele-Enthusiasten in regelmäßig unregelmäßigen Abständen neue Spiele. Nicht nur als Download-Angebote, sondern auch auf physischen Datenträgern in meist geringen Auflagen. Kommerziell längst abgeschriebene Genres und Systeme leben hier nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter.
Obwohl sich zum Teil beeindruckende Werke unter diesen sogenannten Homebrew- und Independent-Spielen befinden, berichtet darüber kaum ein Magazin, weder auf Papier noch Online. „Artikel über Commodore 64, Atari Jaguar oder Dreamcast bringen uns weder Leser noch Anzeigen“, begründen die Verantwortlichen diesen Entschluss. Mich interessieren diese Spiele trotzdem und es freut mich, wenn auch die Leser der M! Games von einem neuen MVS-Spiel namens Fast Striker erfahren oder sich auf Eurogamer.de ein Hinweis auf Gratis-Hüpfer Sqrxz findet. Wer mehr über solche Spiele erfahren möchte, darf meine Dienste gerne dem Magazin seiner Wahl empfehlen. Es gibt noch viel zu berichten.
• 16.7.2010 - Gipfeltreffen
Ein kritisches Gespräch mit der Chefetage meines früheren Arbeitgebers – manchmal ergeben sich brisante Konstellationen im Leben eines freiberuflichen Autors. Computec selbst bezeichnet sich als „Medienanbieter im Bereich PC- und Videospiele“ mit dem Anspruch auf „Führungspositionen“. Im Zeitschriftenhandel stammt in der Tat die Mehrzahl der deutschsprachigen Magazine zum Thema Spiele aus dem Hause der Fürther Aktiengesellschaft. Jeweils natürlich mit einem entsprechenden Internet-Auftritt. Doch genau dort wächst die Konkurrenz, macht dem Kerngeschäft Zeitschriftenmarkt Monat um Monat wertvolle Kunden und Anzeigen abspenstig.
In einem klimatisierten Besprechungsraum im 8. Stock der Marquardt Media AG in München, zu dessen Gruppe Computec seit 2005 gehört, erklärte der Vorstandsvorsitzende Albrecht Hengstenberg, dass es Computec „sehr gut“ gehe und ich mir im Speziellen auch um ein Magazin wie PC Action keine Gedanken zu machen brauche. Die Zusammenfassung meines Gesprächs mit Herrn Hengstenberg und seinen Kollegen Rainer Rosenbusch und Hans Ippisch kommt in der Ausgabe 11/2010 des Branchenmagazins IGM, die am 18. August erscheint.
• 11.7.2010 - Namenstag
Seinen Namen im Abspann zu erspähen, gehört für einen Programmierer oder Marketing-Leiter zum Berufsalltag. Doch auch Außenstehenden erweist man manchmal die Ehre. So etwas zufällig zu entdecken, finde ich immer wieder nett. Vor Jahren hat mich zum Beispiel ein Leser gefragt, ob ich der „Joachim Hesse“ sei, dem die Entwickler von Action-Legende Serious Sam am Ende danken. Bin ich, ich hatte damals einige Vorschläge unterbreitet, das Spiel noch zu verbessern. Neulich habe ich meinen Namen im Vorspann von Hüpfspiel Giana's Return entdeckt.
Im gerade veröffentlichten Automaten-Shooter Fast Striker habe ich mich gestern als „External Beta-Tester“ unter Pseudonym wiedergefunden. Wer errät, welcher der sieben ich bin? Kleiner Tipp: Der Name hat etwas mit meiner Körpergröße zu tun. Im Blog der Entwickler (Eintrag vom 22. April) finden sich Fotos des Test-Nachmittags.
• 6.7.2010 - Der Tag des Ninja
Ich treffe nicht jeden Tag einen Ninja. Tameem Antoniades bekleidet laut Visitenkarte die Stelle des „Chief Creative Ninja“ bei dem britischen Entwickler Ninja Theory. „Übersetzt heißt das so viel wie Kreativchef“, lüftet Antoniades den Schleier um seine Position. „Wir geben uns in der Firma gerne thematisch passende Titel.“
Aktuell arbeitet der ruhige 36-Jährige an dem für Oktober geplanten Abenteuerspiel Enslaved. Ich hatte in den Räumen von Herausgeber Namco Bandai in Frankfurt die Möglichkeit, drei Abschnitte des Spiels vorab auszuprobieren. Im Anschluss stellte sich Antoniades meinen Fragen. Besonders interessant dürfte sein, ob die Hintergrundgeschichte von Drehbuchautor Alex Garland (28 Days later) hält, was Antoniades verspricht. Immerhin ist durch einen weiblichen und einen männlichen Hauptcharakter bereits der Grundstein für Konflikte gelegt.
• 3.7.2010 - Abschluss-Ball
Seit einem Jahr beantworte ich als Leserbrief-Onkel die E-Mails der monatlich 2,18 Millionen Besucher (laut AGOF-Reichweitenmessung) von Deutschlands größter Videospieleseite im Internet. Einmal im Jahr treffen sich die spieletipps.de-Mitarbeiter auf dem Sommerfest im hessischen Riedelbach. Ideal war er allerdings nicht, der diesjährige Termin – ausgerechnet an dem Tag, an dem Deutschland um den Einzug ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft kämpft. Beste Ausrede: „Wir dachten, Deutschland wird Gruppenzweiter und spielt deshalb schon am Freitag.“
Doch spieletipps wäre nicht spieletipps, wenn nicht auch hierfür eine Lösung gefunden worden wäre. Die Geschäftsleitung wendete Meutereien durch gestraffte Vortragsreihen und kollektiven Fernsehkonsum ab. Das 4:0 der Nationalmannschaft gegen Argentinien bejubelten die Sommerfest-Teilnehmer vor der großen Leinwand im Tagungsraum. Falls nach den lieblichen Vuvuzela-Klängen wieder alle ihr früheres Hörvermögen zurück erlangen, steht dem nächsten Sommerfest nichts mehr im Weg.
• 27.6.2010 - Räumliches Sehen
Als id Software Anfang der 90er-Jahre ihre ersten Ego-Shooter veröffentlichte, hieß es, Computerspiele seien in der dritten Dimension angekommen. Später kam heraus, dass die Texaner durch Tricks bei dem sichtbaren Raumeindruck eine dritte Dimension nur vorgegaukelt hatten. Doch spätestens seit 1996 zeigen sich die meisten Neuerscheinungen in 3D – das dachten zumindest alle bis vor Kurzem. Denn jetzt präsentiert die Industrie plötzlich „echtes 3D“. Mal wieder. Einige Spiele und Filme unterstützen bereits die neue Technik, die langsam in den Wohnzimmern ankommt.
Ich habe mit 3D-Brille bestückt einen Nachmittag lang die jüngsten Schritte in die dritte Dimension begutachtet. Es ist in der Tat beeindruckend, welches optische Erlebnis einem selbst ein simples Schießspiel wie Stardust HD plötzlich bietet. Doch sieht so wirklich die Zukunft aus, wie es bereits einige Entwickler ankündigen? Oder kommt schon bald wieder die nächste „dritte Dimension“ auf die Konsumenten zu? Wann endlich geht das Holodeck der Enterprise in Serie?
• 3.6.2010 - Zeichner der Zeit
Bei Regenwetter ist heute um 12 Uhr der 14. Internationale Comic-Salon in Erlangen gestartet. Alle zwei Jahre treffen sich in der Stadthalle Comic-Begeisterte aus der ganzen Welt. Für mich ein Pflichttermin. 1998 bin ich erstmals mit einem befreundeten Comic-Händler aus Darmstadt nach Franken gefahren. Damals noch mit der Mission, möglichst viele Sonderausgaben zu ergattern. Heute habe ich stattdessen Zeichenkünstler bei ihrer Arbeit bewundert. Mehr als 300 Zeichner und Zeichnerinnen haben ihr Kommen im Vorfeld angekündigt. Wer alle sehen und sich vielleicht sogar ein Bild zeichnen lassen möchte, braucht vor allem Zeit: Der Antrag heute war bereits groß, am Wochenende passt bestimmt kein Micky-Maus-Heft mehr zwischen zwei Besucher.
An dieser Stelle grüße ich noch einmal die Menschen, die mich erkannt und angesprochen haben – unter den Comic-Lesern scheint es offenbar auch einige Computerspiel-Begeisterte zu geben. Hat mich sehr gefreut! Bis Sonntag dauert das bunte Treiben noch. Die Musik draußen vor dem Eingang war übrigens wie immer etwas merkwürdig. Und vermutlich war ich der Einzige, der sich über Sigue Sigue Sputnik gefreut hat.
• 1.6.2010 - Klappe zu!
Embargo heißt die Geißel des modernen Spielejournalisten. Meist zu finden in sogenannten NDAs („Non-Disclosure Agreements“), also Vertraulichkeitsvereinbarungen. Übersetzt bedeutet das so viel wie: „Ich zeige dir etwas ganz Tolles, aber falls du vor dem soundsovielten mit irgendjemand darüber sprichst, verklagen wir dich bis dir Hören und Sehen vergeht und du Deutschland nur noch mit einem falschen Pass verlassen kannst“.
Gerne hätte ich schon Anfang Mai an dieser Stelle darüber berichtet, dass ich in Paris exklusiv das neue Assassin's Creed, Untertitel Brotherhood, ausprobieren durfte, das an Weihnachten erscheinen soll. Gerne hätte ich Ihnen verraten, dass die Entwickler einen Mehrspieler-Modus eingebaut haben und dass die Aussagen von Produzent Vincent Pontbriand und Chef-Designer Patrick Plourde vielversprechend klangen. Aber ich musste den Mund halten. Verdammt zum Schweigen. Jetzt ist die neue Ausgabe der GamePro erschienen und jeder kann die ganze Geschichte selbst in Form einer Titel-Story nachlesen. Ich wünsche viel Freude dabei!
• 25.5.2010 - Super, Mario!
Das Leben ist schön. Zumindest dann, wenn aus dem Meer überschätzter Billigspiele eine Perle auftaucht. Ein rundum herausragendes Spiel, das ich testen darf. Den Hauptdarsteller kenne ich seit frühster Kindheit. Damals hat er im Spiel Donkey Kong versucht, eine junge Frau vor einem Gorilla zu retten. Spätestens seit Mario Bros. kennt jeder interessierte Videospieler den pummeligen Schnauzbartträger.
Es ist erstaunlich, wie Nintendo es auch nach 30 Jahren Mario noch schafft, dem Hüpfspiel-Genre frische Ideen abzutrotzen. Laut Nintendo verkaufte sich die Serie bis heute knapp 300 Millionen mal. Mit Super Mario Galaxy 2 für die Konsole Wii werden vermutlich noch einige Millionen Exemplare dazu kommen. Als eine der ersten Personen überhaupt habe ich sein neustes Abenteuer durchgespielt und durfte Deutschlands ersten Test zu dem Hüpfspiel-Meisterwerk verfassen. Das Spiel erscheint hierzulande am 11. Juni.
• 14.5.2010 – Kostenfreie Sendung über Videospiele gestartet
Heute ist die dritte Folge meiner neuen Videospiele-Sendung Couchpotato bei Eurogamer online gegangen. Nach meinen früheren für PC Action gedrehten Moderationen freut es mich, wieder mit einem neuen und unabhängigen Format die Welt der bewegten Bilder zu bereichern. Als Ziel gesetzt habe ich mir, Spiele ungeschminkt und so wie der Spieler sie erlebt zu präsentieren. Technisch auf der Höhe der Zeit in einer Auflösung von 720p (1280×720 Pixeln). In der aktuellen Folge stelle ich den Einstieg in das Grusel-Abenteuer Alan Wake vor. An dieser Stelle auch noch mal Danke an meinen Kameramann Micha und Intro-Cutter Dan. Ich bin gespannt, wie sich Couchpotato entwickelt. Die Show scheint auf jeden Fall einen Nerv zu treffen, denn Hinweise auf die Sendung bereiten Wettbewerbern offenbar Bauchschmerzen. Anders kann ich mir kaum erklären, weshalb man jüngst einen Blog samt Kommentaren zu dem Thema gelöscht hat. Das nennt man wohl auf Neudeutsch Blogwart-Mentalität.
Doch wofür gibt es das sogenannte Web 2.0? Für interessierte Zuschauer habe ich eine Facebook-Seite angelegt, auf der man sich bei Bedarf über die aktuellen Sendungen informieren und austauschen darf. In diesem Sinne viel Spaß mit Couchpotato, der gemütlichsten Sendung über Videospiele aus aller Welt.
• 21.4.2010 – Zurückgeblieben
An dieser Stelle sollte ein Foto von mir im kanadischen Montreal prangen. Zusammen mit dem Hinweis auf die Titelgeschichte einer renommierten Zeitschrift und natürlich mit einer anderen Überschrift versehen. Stattdessen raucht hier das Foto eines Bergs aus einem Youtube-Video. Eyjafjallajökull heißt er. Vor einer Woche kannten diesen Namen vermutlich nur wenige Menschen auf der Welt, inzwischen sind es Millionen. Der Vulkan in Island hat meine Pläne durchkreuzt – genau wie die zahlreicher anderer Reisender. Wer hätte vergangene Woche vermutet, dass ein Vulkanausbruch den Flugverkehr in halb Europa lahmlegen würde?
Wegen der Aschewolke fiel heute früh tatsächlich auch mein Flieger aus. Ebenso fast alle anderen Flüge. Wegen fehlender Teile musste sogar BMW bereits die Produktion aussetzen. Zwingt eine Naturgewalt die Industriegesellschaft nun doch in die Knie? Es wird wohl noch mehrere Tage dauern, bis sich die Lage entspannt. Falls Eyjafjallajökull will. Meine Studio-Besuch in Montreal liegt jedenfalls für das Erste auf Eis.
• 14.4.2010 – Dänische Delikatessen
Heute stand ein Treffen mit Rasmus Poulsen, dem künstlerischen Leiter von Kane & Lynch 2: Dog Days, auf dem Programm. Der 30-jährige Poulsen zeigte mir einen noch unbekannten Abschnitt des kommenden Action-Spiels von Io Interactive, das übrigens mit dem 27. August am gleichen Tag erscheinen soll wie Mafia 2. Bei einer Proberunde in München durfte ich überprüfen, ob das eine gute Idee ist.
Poulsen versicherte mir zudem, dass der dänische Entwickler aus dem Journalisten-Drama vor zweieinhalb Jahren seine Lehre gezogen hat – damals musste der damalige Gamespot-Redakteur Jeff Gerstmann auf Druck von Herausgeber Eidos abdanken, nachdem er den ersten Teil des Spiels in seinem Test abgestraft hatte. „Die ganze Sache hat uns eine Lektion gelehrt: Testspielen, Testspielen, Testspielen“, resümierte Poulsen. „Statt am Ende ein 'Kumpel, hier hast du Mist gebaut' an den Kopf geworfen zu bekommen, hören wir uns das jetzt lieber gleich zu Beginn an.“ Mein Bericht geht am 23. April im Internet-Magazin Eurogamer online.
• 10.4.2010 – Ein Finne kommt selten allein
In Finnland wohnen nicht nur Rentiere, sondern auch besonders gute Spiel-Entwickler. Ich hatte das Vergnügen, einen davon zu treffen. Jorma Sainio von Entwickler Red Lynx zeichnet für den Xbox-Live-Arcade-Knaller Trials HD verantwortlich – ein Motorrad-Geschicklichkeitsspiel, das ich neulich nicht ohne Grund zum besten Xbox-Live-Download gekürt habe.
Für das sogenannte Trials HD German Open hat er sich Sainio mit zwei Kollegen von Helsinki auf den weiten Weg nach Nürnberg begeben. In einem ausführlichen Gespräch beleuchteten wir während des Turniers Vor- und Nachteile unabhängiger Spielproduktionen und erörterten den Erfolg von Trials HD. Das Spiel steht am Ende einer langen Kette hochwertiger Produktionen.
Das Turnier gewann übrigens ein 17-jähriger Schüler aus Düren bei Köln. Robin Scheulen siegte im Finale auf der Wettkampf-Strecke „Mitternachtsparty“ ohne Fehler. Es gibt nur fünf andere Spieler auf der Welt, die das überhaupt geschafft haben.
• 29.3.2010 – Allein gegen Mafia 2
Hinter der Fassade eines Wohnhauses verbirgt sich in der Münchner Agnesstraße die deutsche Niederlassung von Take 2 und Rockstar. Allein von ihrem Verbrecherspiel GTA 4 setzte der Konzern laut eigenen Angaben weltweit rund 15 Millionen Stück ab. Genug auf jeden Fall, um sich den wohl größten Fernseher zu leisten, den ich je gesehen habe. Auf diesem 60-Zoll-Prachtstück durfte ich heute vorab Mafia 2 ausprobieren.
Der Vorgänger aus dem Jahr 2002 zählt für mich zu den besten bisher veröffentlichten PC-Spielen. Nur wenige Spiele erzeugen eine derart authentische Spielwelt samt dichter Atmosphäre. Die Erwartungen an Teil 2 hängen somit hoch, erst recht nach der langen Wartezeit. Doch mit diesem Druck scheint Entwickler 2k Czech umgehen zu können: La Cosa Nostra wirkt lebendiger denn je. Wer sich für den vollständigen Bericht interessiert, behält meine nächsten Twitter-Nachrichten im Auge. Erscheinen soll das Nachkriegsabenteuer am 27. August.
• 9.3.2010 - Einmal die Kratos-Platte, bitte!
Kratos ist der Gott des Krieges – in dem Spiel God of War 3, das 19. März für Sonys Konsole PlayStation 3 erscheint.
Kratos ist ebenfalls ein sicherer Kassenschlager. Millionen Anhänger lechzen seit fast drei Jahren nach seiner Rückkehr. Warten darauf, dass die Entwickler aus Santa Monica ihnen alle offenen Fragen beantworten, die das abrupte Ende des zweiten Teils seinerzeit aufgeworfen hat. Während es im Spiel den Bewohnern des Olymp an den Kragen gehen soll, treffe ich mich mit zwei seiner Schöpfer: Adam Puhl (links) und Chris O'Neill. Welcher Ort würde dafür besser passen als ein griechisches Restaurant?
Puhl verantwortet die Kämpfe des Spiels, sein tätowierter Kollege O'Neill das Level-Design. Beide zeigen sich überrascht von den Minusgraden in München. Um zu frieren, bleibt den Amerikanern allerdings kaum Zeit: Am Abend geht die Rundreise bereits weiter nach Paris. Erstaunlich entspannt plaudern die beiden vorher mit mir über ihr gerade vollendetes Epos, die enthaltenen Gewalt- und Sexszenen sowie die in ihren Augen schlechten Kopien ihres Erfolgsrezepts. Meine Frage, was Puhl in der Rolle von Kratos anstellen würde, beantwortet er dann aber doch typisch amerikanisch: „Terroristen in den Hintern treten“.
• 27.2.2010 - Goldene Zeiten
18 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kämpften in Nürnberg um den Titel des 2. Deutschen Mega Drive Meisters. Und ein vergoldetes Joypad, das ich auch einmal in die Hand nehmen durfte (siehe Bild). Es roch zwar merkwürdig nach Lösungsmitteln, doch Sieger Richard Neumann aus Braunschweig war trotzdem mächtig stolz auf seinen Gewinn. Der Student hatte bereits seit Wochen mit Freunden trainiert.
Mehr als 21 Jahre ist es inzwischen her, seit der japanische Konzern Sega ihre Mega-Drive-Spielkonsole im Heimatland veröffentlicht hat. Einige Mitspieler des Turniers waren jünger. Es ist schön zu sehen, dass die Retro-Welle im Bereich der elektronischen Unterhaltung auch vor Deutschland nicht halt macht und die unverwüstlichen Spielkonzepte von Bomberman & Co weiterhin ihre Anhänger finden.
• 24.2.2010 - Hotelbekanntschaft
Bei der Frage, wie er sich in der Position seines Namensvetters anstellen würde, muss Spiel-Designer Yosuke Saito lachen. Denn sein vermeintlicher Doppelgänger ist Football-Spieler der Yokohama F. Marinos.
„Ich würde es machen wie Oliver Kahn“, antwortet Saito-san daher mit einem Augenzwinkern. „Einfach den Ball so fest treten, wie ich kann, und hoffen, ihn nie wieder zu sehen ...“ In diese Verlegenheit wird er zum Glück kaum geraten. Der Japaner arbeitet aktuell für das bekannte Software-Haus Square Enix an einem Rollenspiel namens NIER.
In einer Suite des Münchner Hotels Le Meridien traf ich mich mit diesem Mann, der bereits Serien wie Star Ocean, Valkyrie Profile oder Drakengard seinen Stempel aufgedrückt hat. In unserem Gespräch entpuppte er sich als ein Mensch, der gern über den Tellerrand blickt und nach Wegen sucht, japanische Spiele im Abendland populärer zu machen. Sein Werk NIER soll in Deutschland am 24. April erscheinen. Meinen Vorabbericht findet sich ab Mitte März bei Eurogamer.de.
• 29.1.2010 - Zeichen der Zeit
In der aktuellen Ausgabe 3/2010 der M!Games findet sich ein zweiseitiger Bericht aus meiner Feder zu dem Spiel Fast Striker (siehe Bildhintergrund). Übrigens eine weltexkusive Enthüllung. Als ich daran vorbei blätterte, fiel mir mein erstes Werk für die Zeitschrift ein. Damals hieß das Heft noch Man!ac und Nummer 5/94 war gerade mal die siebte Ausgabe des frisch gegründeten Fachmagazins.
Ich telefonierte zu der Zeit ab und zu mit Redakteur und Football-Fanatiker Ingo Zaborowski, dem großen Bruder eines Schulfreundes. Eines Tages hatte ich das Man!ac-Maskottchen "Hardguy" zusammen mit einer Figur aus Mortal Kombat gezeichnet und ihm geschickt. Bei meinem nächsten Anruf fragte Ingo, ob sie die Zeichnung in einer der folgenden Ausgaben abdrucken dürften. Ich hatte nichts dagegen. Der Comic thematisierte Zensur in Videospielen - auch nach 16 Jahren noch ein aktueller Sachverhalt.